Fallout: New Vegas - Retro-Rückblick und Modding-Einblick (2024)

Dass das Spiel 2010 unter Stress veröffentlicht wurde, ist der Software deutlich ins Gesicht geschrieben. Ohne Anpassungen ist Fallout: New Vegas zwar spielbar, allerdings kommt es hin und wieder zu Bugs und Stabilitätsproblemen. Die 32-Bit-Gamebryo-Engine, die bereits in Oblivion und Fallout 3 zum Einsatz kam, kann ohne 4-GB-Patch nur 2 GB ansprechen. Selbst ohne hochauflösende Texturen kann der Speicher da unerwartet volllaufen. Fun-Fact am Rande: Zum Ende eines Playthroughs kommt es bei der Playstation-3-Version zu enormen Performance-Problemen und andauernden Abstürzen - dies liegt zum Teil an der Speicherkonzeption der Playstation und zum anderen an den mit der Zeit aufgeplusterten Speicherständen von New Vegas.

Unterschiede der erhältlichen Spielversionen

Leidiges, aber immer seltener gesehenes Thema: Die deutsche Version war bzw. ist ursprünglich zensiert. Die heutzutage erhältliche Ultimate-Edition auf GOG enthält die internationale Version ohne Einschränkungen. Bei Steam gibt es wohl eine intransparente Unterteilung, bei der die Ultimate-Edition unzensiert zu sein scheint. Wer vorher das Basis-Spiel und später die DLCs dazugekauft hat, der muss entweder mit der Einschränkung leben, mit der weder Blut zu sehen oder Gliedmaßen abtrennbar sind, oder entsprechende .exe-Dateien ersetzen. Die Versionen im Bethesda-Launcher und im Microsoft-Game-Pass sind für Modifikationen weniger bis gar nicht zu verwenden, da bei jenen die Grundvoraussetzungen dafür fehlen. Die englische Sprachvariante ist angesichts der internationalen Beliebtheit deutlich besser unterstützt, allerdings sind die meisten Mods kompatibel oder haben eine deutsche Übersetzung in den optionalen Dateien. Eine kurze Google-Suche kann da die Lage klären. Was bei größeren Modpaketen praktisch unvermeidbar sein wird, ist das Vermischen deutscher und englischer Formulierungen in Dialogen oder im Interface. Wer den plötzlichen Wechsel nicht haben möchte, sollte eher zur englischen Sprachvariante greifen. Des Englischen mächtig sollte man bestenfalls schon sein, da gerade Thread-Diskussionen und Bug-Fix-Anleitungen zum größten Teil auf Englisch verfasst sind.

Modding-Basics: Guides, Programme und Co.

Manuelles Modding ist zwar prinzipiell möglich, jedoch nicht ratsam. Ohne Tools und Guides verliert man zu schnell den Überblick, wodurch es zu Fehlern kommt, die das Spielen unmöglich machen können. Das Modifizieren der eigenen Installation kann an den ikonischen Kaninchenbau aus Alice im Wunderland erinnern, denn je nachdem, welche und wie viele Mods man mit welcher Konfiguration installieren möchte, kann das richtige Einstellen länger dauern als die spätere Spiele-Session selbst. Abhilfe schaffen Guides als Leuchttürme und Modifikationsprogramme wie dem empfohlenen Mod Organizer 2 und der weniger beliebten Nexus-Variante Vortex. Die meisten Modifikationen sind auf der Nexus-Mods-Webseite zu finden, andere werden häufig innerhalb von Guides verlinkt und müssen manuell in den Modprogrammen hinzugefügt werden. Voraussetzung für den Download der Modifikationen von Nexus ist ein kostenloser Account, den man auch bei den Modprogrammen aktivieren sollte.

Für blutige[b] [/b]Anfänger[b] [/b]empfiehlt sich der sehr gut erklärte und Zeit-freundlichere Viva-New-Vegas-Guide. Mit der akribischen Durchführung wird Fallout: New Vegas damit deutlich stabiler und moderner, auch wenn optisch nicht direkt anzusehen. Anspruchsvollere Guides wie die Nuclear-Modlist sind explizit an erfahrene Anwender gerichtet und in der Regel durch die technische Limitierung der Engine instabil, auch wenn hübscher anzusehen. Total-Conversions wie Fallout: New California erfordern oft eine nicht allzu berührte Fallout-New-Vegas-Version, allerdings sind dort All-In-One-Installation nicht selten. Bei Modisten ist das aus rechtlichen Gründen nicht der Fall, da müssen die erforderlichen Schritte bedauerlicherweise zeitintensiv per Hand nachgearbeitet werden.

Ergebnis unserer Stichprobe

Aus unserer Hardware-Stichprobe lassen sich folgende Schlussfolgerungen ziehen: New Vegas läuft auch auf betagter Hardware problemfrei, die Vanilla-GOG-Version kommt bereits ohne Anpassungen als stabiles Paket vom Galaxy-Launcher - ohne sich noch mal extra mit Uncut-Patches rumschlagen zu müssen. Mit dem Viva-New-Vegas-Guide läuft das Spiel, abgesehen von der geringeren Anzahl an Abstürzen, minimal flüssiger. Durch die 60-Fps-Limitierung der Engine ist eine Messung mit einem Unlocker weniger sinnvoll, da die Spielphysik ansonsten an manchen Stellen verrückt spielen würde und die Stabilität sinkt. Die Grenzen der Engine werden nicht nur an der maximalen 4-GB-Speicherausnutzung deutlich, sondern auch an den nur zwei nutzbaren CPU-Kernen. Single-Core-Performance ist daher deutlich wichtiger als mehrere Kerne, wie oft bei älteren Spielen üblich.

Die Grafikkarte spielt erst bei ENB-Beleuchtungs-Wrappern (wie der Rudy-ENB) oder hohen Auflösungen eine größere Rolle. Wer New Vegas äußerst stabil und moderner spielen möchte, sollte einen Blick auf die Viva-New-Vegas-Liste werfen. Wer weitere Modifikationen installieren will, kann nach dem Guide gut gerüstet loslegen oder sich intensiveren Projekten wie der Nuclear-Modlist widmen. 4K-Texturen und ENB-Wrapper können nur bedingt und in Maßen empfohlen werden, denn zum einen ist der Speicher der Engine begrenzt und die Wrapper-Lösungen sind nicht gerade stabilitätsfördernd - auch wenn teils optisch ansehnlich. Kleine Anpassungen wie das Entfernen des braunen Farbfilters oder Balancings sind praktisch nicht begrenzt, können aber untereinander zu Kompatibilitätsproblemen führen.